Meine Imkerei
Momentan (2019), arbeite ich mit 11 Bienenvölkern als Standimker, d.h. ich gehe mit meinen Bienen nicht auf Wanderschaft zu Trachtangeboten (Schwarzwald, Raps etc.). Deshalb fallen die Honigernten, je nach Trachtangebot vor Ort, bzw. im Flugradius von bis zu 3 km, jährlich unterschiedlich aus.
Seit 2009 betreibe ich das Imkern. Mit zunächst 2 Völkern, die den strengen Winter 2009/2010 gleich gut überstanden haben, hat es angefangen. Hier war der Neuimkerkurs beim Imkerverein Ludwigsburg, im Jahr 2009, eine wichtige Voraussetzung.
Es wird dem angehenden Imker von Anfang an gelernt, was die Bienen im Jahresverlauf brauchen, und was nicht! Da der Hype um das Imkern gerade immer noch anhält, ist ein Kurs, bei einem Imkerverein, nur dringendst zu empfehlen! Von Vorteil ist ein Bienenpate vor Ort, der einem die notwendigen Feinheiten beibringt.
Als Anfänger weiß man -zum Glück- nicht, was da an Arbeit alles auf einen zukommt...Aber wer vom Umgang mit Bienen infiziert wurde, kann sowieso nicht mehr zurück...
Wie bei allen Spezialisten, so ist es auch beim Imkern: Fragt man zu einem Thema 3 Imker, gibt es 5 verschiedene Antworten. D.h., es ist sowieso unumgänglich eigene Erfahrungen für seine Völkerführung zu machen.
Die Bienen sind nun mal wilde Tiere, die sich nur in gewissen, imkerlichen Rahmenbedigungen, für den eigenen Vorteil, nutzen lassen. D.h. auch, bei imkerlichem Fehlverhalten, findet das Bien (altd. das Bienenvolk) immer eine Lösung - ob zum Nutzen des Imkers oder auch nicht :-)
Und: jedes Bienenjahr ist anders und erfordert ein anderes Umgehen und Reagieren auf die Entwicklung des Bienenvolks. Vor allem die Behandlung des Bienenvolks gegen die Varroamilbe bedingt einen hohen Arbeitsaufwand mit höchstem Stellenwert!
Meine imkerliche Vorgehensweise - mit Erläuterungen für den Nichtimker - zusammengefasst:
Da ich, bisher erfolgreich, mit einem Brutraum arbeite (Zandermaß), muß meist bereits vor der Kirschblüte (temperaturabhängig!) mit dem Honigraum erweitert werden. Somit gibt man dem Bienenvolk frühzeitig Raum, um den Schwarmtrieb zu unterbinden. Der Honigraum (zunächst 10 Leerwaben) ist mit einem sogenannten Absperrgitter (ASG) zum Brutraum getrennt. Dies verhindert die Eiablage der Königin in den Honigraum. Die Königin ist deutlich größer als die Arbeiterinnen und kann nicht durch das ASG nach oben, in den Honigraum, klettern.
Zum Beginn der ersten Massentracht, werden auch die evtl. überzähligen Futterwaben entfernt und der Drohnenrahmen (Baurahmen) eingehängt.
Wenn es warm bleibt, und das Bienenvolk in den vorigen Wochen bereits frische Brut aufgezogen hat, wird ab jetzt (meist ab April) mit der wöchentlichen Revision begonnen. Das ist ab jetzt bis ca. Ende Juni die Hauptaufgabe des Imkers. Der Brutraum wird dabei auf Weiselzellen (Königinnenzellen) durchgeschaut, um diese, wenn vorhanden, auszubrechen.
Ab Mai, der Hauptwachstumsphase des Bienenvolks, beginne ich Sammelbrutableger zu bilden. Hierzu werden aus den stark bebrüteten Völkern jeweils eine Brutwabe (mit Stiften), aber ohne Königin, gezogen und in ein extra Magazin (Bienenbeute) eingehängt. Insgesamt 3 Brutwaben pro Magazin mit Leerwaben, Futterwaben und Pollenwabe. Der so gebildete Sammelbrutableger kommt auf eine mindestens 3 km entfernte Baumwiese.
So wird ausgeschlossen, dass die Flugbienen die Pheromone (Duftstoff) ihrer Ex-Königin riechen und zurückfliegen. Nach wenigen Stunden "bemerkt" der Sammelbrutableger das Fehlen einer Königin und zieht sich aus den vorhandenen Eiern einige Weiselzellen - die spätere Königin (nach 16 Tagen), im neu gebildeten Jungvolk.
Die Varroamilbe, ein Parasit der Honigbiene
Alle 2 Wochen kann nun der mit Drohnenbrut gefüllte Baurahmen ausgeschnitten werden. Dies ist eine erfolgreiche Methode, einen Großteil der im Volk befindlichen Varroamilbe (Parasit der Honigbiene) zu entfernen. Da der leere Baurahmen immer mit Drohnenbrut (männlichen Bienen) ausgebaut und bestiftet (Eiablage) wird, zieht es die Varroamilbe in die Drohnenbrut, da diese 3 Tage länger (24Tage), als die Arbeiterinnenbrut, verdeckelt bleibt.
Die Varroamilbe sitzt nämlich, zu ca. 80%, in der verdeckelten Brut. Den ausgeschnittenen Baurahmen (leeres Holzrähmchen, ohne Draht und Wachsmittelwand) hängt man wieder an dieselbe Stelle ins Magazin (Holzkiste, Beute) zurück.
Wachs und Waben
Die ausgeschnittenen Drohnenbrutwaben werden zeitnah im Dampfwachsschmelzer zur Bienenwachsgewinnung verarbeitet. Die abgekochte Drohnenbrut bekommt Karins Hühnervolk. Das Bienenwachs wird für den eigenen Wachskreislauf (Gießen der Bienenwachsmittelwände) gesammelt.
Ein Bienenvolk wächst im April/Mai von ca. 5000 Winterbienen (Anfang März) bis auf ca. 20.000 Bienen an. Bis zur Sommersonnenwende am 21.6., können bis zu 40.000 Bienen den Bienenstock bewohnen, bevor die Population wieder abnimmt.
Schwarmzeit
Wird eine Weiselzelle übersehen, kann die Altkönigin mit ca. der Hälfte des Bienenvolks ausschwärmen, bevor die neue Königin im Stock schlüpft. Meist ist in ca. 20m Umgebung die Schwarmtraube, in einem Obstbaum, zu finden.
Hier sitzt die Altkönigin (beim Vorschwarm) in der Schwarmtraubenmitte. Die Duftstoffe (Pheromone) der Altkönigin ziehen die Flugbienen des Volks an - die Schwarmtraube wächst. Die so versammelte Schwarmbienentraube (bis zu 1,5 kg Bienen!) können vom Imker - wenn er sie rechtzeitig bemerkt - für ein neues Volk eingefangen werden. Dazu muß eigentlich nur die Königin - irgendwo in der Mitte :-) - gefangen werden. Deren Peheromone tun ihr übriges, damit die geschwärmten Bienen zu ihr in den Schwarmfangkasten finden.
Hat man Glück mit dem Wetter, der Blüte und der Bienenführung, kann Ende Mai, bzw. im Juni der erste Blütenhonig geschleudert werden. Hat man mehr Glück, kann mehrere Male, je nach Trachtverlauf, geschleudert werden.
Spätsommerbehandlung und Einfütterung für den Winter
Ende Juli ist aber Schluß, da nun die wichtige Spätsommerbehandlung (Varroabeandlung) beginnt. Die Einfütterung für den Winter, mit Invertzuckersirup, wird zwischen den Behandlungen mit 60%er Ameisensäure, je nach Spättrachtangebot, vorgenommen.
Die Oxalsäurebehandlung ist die letzte Aktion am Bienenvolk. Im Dezember, bzw. 3 Wochen nach dem ersten Nachtfrost, wenn das Volk brutfrei ist, wird 3,5%ge Oxalsäure auf die Wintertraube geträufelt.
Wenn die Biene stirbt, hat der Mensch noch 4 Jahre zu leben.
Albert Einstein
Befasst man sich mit der Imkerei bzw. der Honigbiene, wird schnell klar,
dass ohne Bienen in der Natur und der Nahrungsmittel-Grundversorgung nicht viel läuft.
Immerhin gilt die Biene als das drittwichtigste Nutztier nach Schwein und Rind
(und für Vegetarier dann das wichtigste Nutztier).
Hier geht es zum Honigschleudern